Spiele spielen, um einen transformativen Wandel in urbanen Vierteln zu ermöglichen

Die systemische Komplexität der wachsenden Bevölkerung in urbanem Raum und der heutigen urbaner Systeme bindet nicht nachhaltige urbane Entwicklungspfade, die die Lebensqualität der Städtische Bevölkerung und ihrer Umgebung verschlechtern.

von Adrienne Grêt-Regamey

Da die bestehenden Planungsprozesse oft nicht geeignet sind, diese Komplexität zu bewältigen, muss nach Alternativen gesucht werden, um aus diesen nicht nachhaltigen Entwicklungspfade auszubrechen. Transformative Planungsprozesse sind radikal, finden auf mehreren Ebenen statt und sind oft unumkehrbar; sie erfordern daher die Einbeziehung der Perspektiven lokale Akteur:innen. Welche Hebel gibt es, wie groß ist ihr Potenzial, und wie wirksam sind sie, um einen transformativen Wandel in den urbanen Raum zu ermöglichen?

Das Nature Partner Journal Urban Sustainability veröffentlichte kürzlich einen Artikel von Johann S. Schuur, Michal Switalski, Nicolas Salliou und Adrienne Grêt-Regamey mit dem Titel: "Identifying levers of urban neighbourhood transformations using serious games".
 

Anhand von zwei kontrastierenden Fällen (blockierte gegenüber rasche Transformationsprozesse in Hochdorf, der Schweiz, und Helsinki, Finnland) wurden Hebel für die Transformation von urbane Vierteln identifiziert, indem Transformationsprozesse mit Akteur:innen aus dem öffentlichen, privaten, akademischen und zivilgesellschaftlichen Bereich in einem Serious Game simuliert wurden. Anhand realistischer Entwicklungsprojekte navigierten die Teilnehmenden durch finanzielle, räumliche, zeitliche und machtasymmetrische Zielkonflikte, die Diskussionen über förderliche und hinderliche Faktoren des Transformationsprozesses auslösten. Basierend auf dem Place-making Konzept, reflektierten die Teilnehmenden über die simulierten Transformationen und diskutierten über das reale Potenzial für transformative Veränderungen. Mithilfe einer Mixed-Methods-Analyse wurden die Aussagen der Teilnehmenden anschließend geordnet und konzeptualisiert mit Hilfe von ortsbezogenen- (Place-making) und umfassenden (Leverage Points, Three Spheres of Transformation) Transformationstheorien.

Indem wir die Wechselwirkungen zwischen den Aussagen der Teilnehmenden in diesen drei verschiedenen Theorien aufzeigen, konnten wir ein Set von Hebeln, ihr Potenzial und ihre Wirksamkeit identifizieren, die dazu beitragen können, die Transformation von urbanen Vierteln zu ermöglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass zu den Schlüsselhebeln der Zugang zur Partizipation, das Parkplatzangebot, der öffentliche Raum, die Ortsmerkmale und die Ortsidentität gehören. Gemäss der vorhandenen Literatur könnten diese Ergebnisse durch selbstorganisierte Transformationsprozesse operationalisiert werden, die sich auf die Umwandlung von Infrastruktur in öffentliche Räume konzentrieren und gleichzeitig die Kontinuität der ortsbezogenen sozialen und physischen Merkmale sicherstellen.

Unser Beitrag zeigt auch, dass der Einsatz von Serious Games ein effektiver Ansatz ist, um komplexe (urbane) Transformationsprozesse zu simulieren und empirische Daten zu asymmetrischen Überzeugungen der Teilnehmenden zu sammeln. Ein Prozess auf Augenhöhe schafft es das Verständnis von Komplexität, Interdependenzen und Kompromissen zu vereinfachen, sowie zu verstehen, an welchen Stellen des (urbanen) Systems Potenzial für Massnahmen besteht und wie wirksam diese wahrgenommen werden. Lokale Akteur:innen könnten sich diesen Ansatz zunutze machen, um auch ihre individuelle Rolle im Transformationsprozess besser zu verstehen, da individuelle Überzeugungen, Weltanschauungen und Werte für das Erreichen eines transformativen Wandels von größter Bedeutung zu sein scheinen.

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